jesusamen.de
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Als mich mein Herr (Gott) beim Namen gerufen hatte und mir durch Seine Offenbarung Geheimnisse des Himmels anvertraute, teilte Er mir meinen neuen Namen mit. „So sollst du dich fortan nennen, es ist in Ewigkeit in die Himmel (Universum) geschrieben: Acon“.

 

AGITATIO

Bewegung – Betreibung – Regsamkeit
Redsamkeit - Rührigkeit

CONCILIO

Zusammen bringen – verbinden – gewinnen – empfehlen –vermitteln
Zustande bringen – erwerben – verschaffen

OSTENTUS

Zum klaren Beweise – das Zeigen und Aufzeigen
Zeichen setzen *)

NUMEN

Göttliches Walten – Schickung – Macht – Wesen – Gottheit –Befehl
Wille – Wink

*) Gegensatz: ostentus credere – für Blendwerk halten

 

 

 

 Eine Meditation zu:

 

Ich bin angekommen, ich bin zuhause

 

Ich bin angekommen bedeutet, ich habe aufgehört zu rennen und bin im gegenwärtigen Moment. Nur er umfasst Leben. Atme ich ein, mache ich einen Schritt, berühre ich das Leben. Mit dem Rennen, den Hetzen aufhören ist wichtig. Nach Frieden, Glück und Stabilität kann ich nur im Jetzt Ausschau halten. Im Jetzt ist mein Zuhause. In ihm entdecke ich Wunder. Kummer und Sorgen werden geringer.

 

„Ich bin angekommen“, „ich bin zuhause“, diese Verse eignen sich für die Geh- und Sitzmeditation. Beim Einatmen sage ich „angekommen“, beim Ausatmen „zuhause“.

 

Bin ich im Hier und Jetzt angekommen, kann ich das Leben mit all seinem Wundern berühren. Der Regen ist ein Wunder, der Sonnenschein ist ein Wunder, die Bäume sind Wunder, die Gesichter von Kindern sind Wunder.

 

                                      Aus: Inspirationsbuch 2012, Seite 225+226

 

Jesus sagt: Ich bin der Anfang und das Ende, Ich bin der Ich bin: AMEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über Mystik

Wesentliches zur Mystik

 

Definitionen von Mystik: Transpersonales Bewusstsein; Transkonfessionelle Spiritualität; Ich-Tod; Allgegenwärtigsein des Einen; Alles in allem.

Wesentliche Sätze aus der Mystik: Gott ist einer, alles ist in ihm eins, er ist in allem. Bei mir sein. Ich bin ganz und ein Teil im größeren Ganzen. Alles hat Sinn. Annehmen, los-lassen, achtsam, angstfrei leben. Mitgefühl haben. Urteilsfrei sagen: So ist es. Ja sagen. Gott macht keine Fehler. Das Leid ist das schnellste Pferd zu Gott. Warum soll ich auf einem untergehenden Schiff Angst haben, wenn ich glaube, dass das Meer Gott ist?

 

Umschreibungen von Gott: Vater; Das Ganze; Der Eine; Erste/Letzte Wirklichkeit; Urlicht; Ursprung; Nichtnennbarer; Unbeweglicher der alles bewegt und wandelt.

 

Umschreibungen von Christus: Sohn Gottes; Weg; Wahrheit; Leben; Erlöser; guter Hirte; Weinstock; Heiland; Licht: Tür; transpersonales, göttliches Sein.

 

Umschreibung von: Das Göttliche: Transpersonalität; das Ganze; Summe aller „Teile“= wesensgleich im Ganzen, eins in ihm; Seinsgrund; Christusbewusstsein.

 

 

Zuerst habe ich einen Teil des folgenden Textes intuitiv geschrieben, dann Gedanken von Willigis Jäger aus seinem Buch: Die Welle ist das Meer einfließen lassen.

 

Im Zentrum der Mystik steht die Erfahrung der Einheit mit allen/allem. Ich teile Freude und Leid mit anderen kollektiv und mit dem Menschen, dem ich begegne. Das Miteinan-dersein, das Mitgefühl, die Barmherzigkeit ist mein Sein. Die Liebe verdrängt das Böse in mir, wie die Sonne die Nacht. Beim Guten tun ist nur die Zustimmung meine Leistung. Die Liebe kommt aus der Einheitserfahrung mit dem Einen. Sie ist die Norm, die mein Tun und Lassen regelt. Auch in mir ist das ungeordnete Ich, das mich hindert, die Liebe fließen zu lassen, meine Lügen und die der Andere zu erkennen.

 

Sünde ist, wenn ich mich von meinem Wesen, von Gott trenne, aus Ichsucht. Die Ein-heitserfahrung im Ganzen ist das Gegengewicht. Sünde ist, IHN nicht wirken lassen, nicht „wissen“, dass ER der Ozean ist und ich ein Tropfen in ihm.

 

Die Erlöserfunktion durch Christus besteht darin, zu erkennen, dass mein Wesen göttlich ist. Daraus folgt: denke, rede ich von jemandem schlecht, dann verkenne ich dies. Wie Jesus kann auch ich sprechen: Ich und der Vater sind eins. Lebe ich die Einheit, die Liebe, bin ich auf dem Weg ins Ganze. Trennung, Leid, Sünde verschwinden, wenn ich daheim bin. Dort ist Friede, Liebe.

Das Ganze entwickelt sich positiv vorwärts, trotz all dem Negativen.

 

Gebote und Verbote sind eine Ich-Erfindung, damit das Zusammenleben halbwegs gelingt. Moralische Kernsätze haben alle Religionen gemeinsam. Sie kommen aus der Einheitserfahrung. Missachte ich sie, behindere ich meine Entwicklung.

 

Das Christentum hat die duale Weltsicht. Demnach gibt es Gott und die Schöpfung. Das Ich bleibt auch nach dem Tod. Bei der Auferstehung geht es in den Himmel, das Fege-feuer, die Hölle.

 

Die Mystik meint mit Auferstehung das Eingehen in das Ganze, das Liebe ist .Dabei wird das Ich losgelassen. Wenn ich das glaube, warum sollte ich dann Angst vor dem Tod haben, warum mit viel Geld das Leben hier verlängern wollen?

 

Wenn Gott das Ganze ist und ewig, ist auch die Schöpfung ewig. Es war immer alles da und es wird immer alles da sein. Demzufolge gibt es das vorpersonale Sein, aus dem ich bei der Menschwerdung „vertrieben“ wurde. Damit begannen die Dualität, das Sich-in-der-Welt-zurechtfinden-müssen, mittels des Wissens und des Könnens, und das Erken-nen von gut und böse. Hier haben wir auch das Leid, das Böse, die Sünde. Während ich hier bin, habe ich zu lernen, Erfahrungen zu sammeln, und sollte, entsprechend der persönlichen und universalen Evolution, ins göttliche Bewusstsein hinein erwachen = Gott erfahren in mir und in der Umwelt.

 

Die Schöpfung können wir mit den Sinnen als Materie im Raum erfassen. Zahl, Zeit und Gewicht sind die Maßstäbe. Wenn sie aufhört, verwandelt sich die Materie wieder in Energie, wie es vor der Schöpfung war. Zeit, Raum, das Ich gibt es dann nicht mehr, nicht mehr die Sehnsucht, nur Friede, Liebe, Freude. Unvorstellbar! Das ist das Ziel. Wenn ich mein Ich übersteige, komme ich dem schon hier näher.

Wie das geht lehrt die Natur: Nördlich von Augsburg fließt die Wertach nach einer ca. 130 km langen Reise in den Lech. Die Wassermenge der Wertach bleibt, heißt dann aber Lech, später Donau. Auch im Meer geht nichts von ihr verloren. Ihr Wasser ist friedlich im Meer, im Ziel, und kein Fisch fragt, ob das ihn umgebende Wasser von der Wertach kommt. Die Sonne zieht das Wertach-Wasser nach oben, irgendwo regnet es wieder herunter. Der Fluss fließt heißt dann anders. Die Verwandlung ist beständig.

 

Der Geist kennt die Harmonie aus dem vorpersonalen Sein. Das Organ, das die Vereinigung motiviert, ist die Sehnsucht, negativ die Verzweiflung. Die Kraft, welche die zerbrochene Einheit kittet, ist die Liebe. Je mehr ich liebe, umso mehr bin ich schon hier im Ganzen. Ich bin dann glücklicher, kann ruhig sterben, da ich drüben Gutes ernten darf.

 

Der Liebende ist offen für die Nöte seiner Mitmenschen. Er pflegt und schützt die Um-welt und geht achtsam mit den Vorräten der Natur um. Er sagt diesbezüglich seine Meinung, wehrt Unheil ab, wenn er kann, wendet aber keine Gewalt an. Die Pflanzen und die Tiere achtet er ebenfalls. Der Liebende ist in dieser Welt, gemessen an ihren „Gesetzen“, ein Benachteiligter. Da Materielles in die Geistwelt nicht mitgenommen werden kann, leben aber die, denen der Euro die Lebensmitte ist, unwesentlich. Ich möchte nicht mit ihnen tauschen und nicht sterben wie sie.

 

Die Selbsttranszendenz, die Selbsterkenntnis, das Sich-der-Liebe-öffnen ist wesentlich für das Ganze. Durch sie bin ich hier im Frieden, auch wenn ich leiden muss. Wichtiger als moralisch vorbildlich zu leben, ist zu wissen, dass alles göttlich ist, dass Gott der Ursprung und der Vollender von allem ist. Dann lebe ich geistig vorbildlich, dann denke, spreche, handle ich richtig.

 

Im Ganzen gibt es keine Gegensätze. Diese kennt nur unser Ich: Freude - Leid, gut - böse, schön – nicht schön, Gesundheit - Krankheit, Gott – Satan.

Das Ich ist aber in diesem Leben wichtig. Ich bin auch Materie und muss mich hier zurechtfinden. Im Normalfall sollte jeder durch die Arbeit das Lebensnotwendige selber verdienen. Das Ich ist kulturschaffend. Mit dem Erarbeiteten kann ich auch Gutes tun.

 

Geist und Materie sind hier eine Einheit. Ich bin Geist und habe Materie. Die Materie ist die Form, der Geist der Inhalt. Dieser kann nicht definiert werden. Gott kann sich mir nur durch die Formen der Schöpfung zeigen.

 

Durch die intellektuelle Glaubensvermittlung wurde die Vorstellung von einem außer-weltlichen Gott dominant. Sie beansprucht zu wissen, dass es ihn gibt und wie er ist.

 

Die duale Weltsicht führte zur Geringschätzung der materiellen Welt, des Körpers, der Sinne, der Sexualität, des Menschen überhaupt. Die Mystik hebt das Trennende zwischen Geist und Materie auf. Alles ist göttlich. Erlösung ist die Erfahrung der Einheit im Ganzen. Dies ist auch der Lebenssinn. Wer ihn nicht findet, leidet.

 

Das Leiden kann in eine Krise führen. Wer sie richtig nützt, schreitet vorwärts. Nur wenig „Seelsorger“ glauben, dass das Leid einen Sinn hat. Sie kommen mit Ratschlägen, mit „Glaubenswissen“ und harmonisieren. Leidende fühlen sich unverstanden und bleiben mit ihren Fragen allein.

Viele meinen heute noch: Beten wir, dann geschieht, was ich für richtig ansehe. Wenn dieser Satz stimmen würde, müssten Krankenhäuser, Arztpraxen, Gefängnisse leerer, die Priesterseminare und Noviziate der Orden voller, die Ehen stabiler sein.

 

Einige glauben noch, wenn gesagt wird: Wenn du das tust oder nicht tust, kommst du in den Himmel, das Fegefeuer, die Hölle. Die das „wissen“ nehmen den Menschen Lebensfreude, machen Angst. Dieser Glaube zerbröckelt derzeit.

 

Die Mystik hat die Gaben der Frauen erkannt. Frauen fühlen mehr als Männer intuitiv. Sie empfinden intensiver, sind fürsorglicher, gefühlvoller, liebender, achtsamer, kreativer.

 

Die Mystik hat den Körper auf dem Weg zu Gott entdeckt. Durch Arbeit, Sport Leibes-übungen, Gebärden, Tanz, durch die Erotik und die Geschlechtlichkeit wirkt ER in uns.


Einswerden mit dem Atem, einem Laut oder Gegenstand ist Kontemplation. Gott ist mein Atem, Laut, Gegenstand. Die Haltung der Mystiker ist gelassener, wohlwollender, groß-zügiger, freier gegenüber sich und den Anderen als die der dual Denkenden. Je weniger ich um mein Ich kreise, desto mehr kann ich mich, meine Vergangenheit, das Heute, das Verhalten anderer, was sich in den Religionen, Staaten, Parteien, in der Gesellschaft tut, was in der Schöpfung schief läuft, annehmen.

 

Ich bin nicht da um anzuklagen, sondern um zu lieben, um Licht zu bringen. Mein Ego behindert meine geistige Entwicklung.

 

Was mein Ich schlecht nennt, ist in Wirklichkeit gut, weil es Erkenntnisse vermittelt, die gut sind. Alles hat Sinn. Gott macht keine Fehler. Der Satz: Gott will das Leid nicht, ist für mich falsch. Auch das Leid ist Ausfluss seiner Liebe. Dazu zählen auch Ereignisse, durch die Viele sterben: Naturkatastrophen und Kriege, wie auch das Schlimmste, das mich, meine Familie und Freunde treffen kann, sowie die vielen Nadelstiche im Alltag. Überlebe ich eine Krankheit oder ein Unglück, führt es mich, wenn ich nicht verhärtet bin, näher zur Einheit, was dessen Sinn war. Überlebe ich nicht, stirbt mein Leib, nicht mein Geist, nicht das Leben. Wer vor dem Tod Angst hat, ist ein Gefangener seines Ich, das festhalten will. Wer Angesichts des Todes sein Leben ändert, hat zuvor etwas versäumt.

 

Der Sinn meines Menschseins ist nicht, dass ich gesund bin, alt werde, viel habe. Der Sinn der Menschheit ist nicht, dass sie, dass eine Religion, eine Kultur überlebt, sondern dass erkannt wird, dass Gott in allen Menschen Mensch sein will.

 

Tue ich Gutes, um in den Himmel zu kommen, bin ich im Ego. Geschieht Gutes, wenn ich Gott in mir wirken lasse und es frei vom Ego ist, ist das die selbstlose Liebe.

 

Mystische Erfahrung meint Einssein von Form und Inhalt, Einheit mit der Wirklichkeit. Damit ich zu dieser Erfahrung komme, muss sterben, was das Ich ausmacht, auch der Wille. Es wird keine Leistung verlangt. Gott ist kein Geschäftspartner nach dem Motto: Wie viel muss ich für die gewünschte Ware bezahlen?

 

Auch dem Gehirn liegt geistige Energie zugrunde und der Geist legt sich in der Materie fest. Deshalb kann ich durch geistige Ausrichtung gesund oder krank werden, kann ich etwas Gewünschtes bekommen oder nicht, entsprechend meinem Willen.

 

Worte, Bilder, Symbole, Kult und die Theologie sind Hilfsmittel der Religionen, durch die sie ihre Angehörigen geistig weiterbringen und auch blockieren können.

 

Wenn Gott in allem ist, ist er auch im Bösen. Je mehr ich „weiß“, dass Gott in mir ist, um so mehr überwinde ich das Böse durch ihn, nicht durch fromme oder moralische Leistung-gen. Das Böse kommt aus meinem egoistischen Ich im Inneren, nach Lk 6,25. Die Ratio beurteilt gewöhnlich die Leiden und die Unglücke als schlecht und das Wohlergehen als gut, was nicht richtig ist. Nur Gott in mir erkennt das Wirkliche. Da alles gut ist, wäre es besser, wenn ich sagen würde: es ist so. Davon aber bin ich noch weit entfernt.

 

Gott lebt in den Formen, die kommen und gehen. Für ihn gibt es den Wandel, den Raum, die Zeit und die Materie nicht und doch ist er der allgegenwärtige Wandler.

Stets lebe ich sein Leben, das mein Wesen ist, das nicht geboren wird und nicht stirbt. Das Loslassen des Ich, kann so schwer sein wie das physische Sterben. Der Mystiker stirbt in das Ganze hinein. Kann ich das glauben, wird die Angst vor dem Tod weniger.

 

Mystiker glauben, dass Sterbende in die Wirklichkeit erwachen. Ich stelle mir vor, dass sie wie in einem Film ihr ganzes Leben anschauen dürfen/müssen, mit der wirklichen Erkenntnis. Die Dummheiten, die da erkannt werden, könnte das Fegefeuer ausmachen.

Die christliche Theologie war mit ihren Aussagen zu Fegefeuer und Hölle zu negativ. Durch sie wird unmoralisches Leben von einem sich rächenden Gott bestraft und den Menschen wird Angst gemacht.

 

Wenn ich die Ge- und Verbote beachte, damit es mir gut geht und mich keine Strafe erwartet, bin ich im Ego. Wirklich lebe ich, wenn ich mich in Gott, in der Liebe weiß. Mit ihrer Moral und ihren intellektuellen Lösungen können sich Religionen zwischen Gott und die Menschen schieben und ihnen Lebensfreude nehmen.

Sinn finde ich, wenn ich loslasse. Nicht im Ich, im göttlichen Sein liegt mein Wesen.

 

Auch ich habe Schatten und lebe in dieser Welt, in der es viele Meinungen, Glaubens-richtungen, das Unrecht und die Macht gibt. Ich bleibe verletzbar, da das Dunkle auch in mir ist. Dessen Macht wird kleiner, je mehr ich mich und das Wesentliche erkenne.

 

Da ich einfühlsam bin, in Seiner Liebe, lassen mich die Leiden der Anderen nicht kalt. Ich kann sagen, dass ich glaube, was hier geschrieben steht, mitfühlen und helfen. Die Liebe gebietet das und, dass ich auch mit Worten nicht Macht ausüben darf, dass ich den Anderen lasse wie er ist, in ihm Gott sehe, wie in mir, ihn nicht missionieren will. Ich kann andere zu wenig erkennen. Der Andere macht seine Erfahrungen, er darf/muss ernten, was er gesät hat und ich das Meine.

Als Liebender muss ich viele Kompromisse machen, weil der Andere anders ist. Es sollten aber nur unwesentliche sein. Diese überwiegen bei mir im Alltag bei weitem.

Da ich auch mich lieben darf/soll, wähle ich die Nähe zum Anderen, die mich nicht zu sehr belastet. Ich kann nur lieben und im Frieden sein, wenn ich mich liebe, ganz bei mir bin, ohne zu viel Ärger. Dann kann ich gute Wünsche überall hin senden.

Davon schließe ich niemand aus, nicht Betrüger und Gewalttäter, auch nicht Mörder. Diese sind total verblendet und unglücklich. Sie sind von der Wirklichkeit am weitesten weg. Auch sie schicke ich nicht in die Hölle. Damit ich aber in Frieden leben kann und meiner Intuition folgen, distanziere ich mich von Schwarzmalern, Lügnern, die ein un-gutes Empfinden zurücklassen, von Leuten die viel schwätzen und immer recht haben.

 

Mystiker sind Liebende, da Gott die Liebe ist. Wenn ich ihn als mein Selbst ansehe, kann ich nur selbstlos lieben. Selbstlose Liebe ist z.B., wenn ich meinen Partner gehen lasse, wenn er glaubt, dass er anderswo glücklicher wird, wenn ich das Selbstsein meiner Kinder erkenne, ihre Entwicklung nicht störe, sie nicht als mein Eigentum ansehe, wenn ich Materielles und Gewohnheiten loslassen kann.

 

Um zu mir zu kommen, zu meinem Selbst, will ich still werden, achtsam leben, Außenimpulse einschränken, offen für Neues sein, auf meine Intuition achten, das Loslassen üben. Ich lebe hier, im Alltag mit dem was er bringt, nicht im Gestern, nicht im Morgen.

 

Seine Liebe lasse ich fließen, durch Gedanken, Wünsche, ein Lächeln, Worte, wenn ich mitfühlend ganz nah am Andern bin und wenn nötig, durch das Tun. Das Wohlwollen, die geistige Verbundenheit ist heilsamer als materielle Hilfe, wenn der Andere nicht hungert. Not kann auch vorgetäuscht werden. Durch Spenden kann ich auch meinen Ego füttern: von Gott etwas wollen, gelobt oder bekannt werden, den Himmel verdienen.

 

Gott geht durch mein Menschsein über diese Erde. Er zeigt sich auch in den X Milliarden Formen der Schöpfung. Er lebt in meinen Gedanken, Gefühlen, Begegnungen, Erlebnis-sen, Freuden, Leiden und auch in gefährlichen Situationen. Je mehr ich das erkenne, desto achtsamer beobachte ich alles, in und außer mir, auch meinen Körper, um so ein-fühlsamer lebe ich mit anderen und erkenne Gott in allem, umso eher kann ich zu den Geschehnissen ja sagen, ich achte was in der Natur wächst und schone ihre Vorräte.

 

Das Ich will mir die diesseitigen Werte als die höchsten erscheinen lassen. Nehme ich ihm das ab, wird auch mir der Euro die Lebensmitte wie es zu oft im Wirtschaftsleben ist.

 

Mystiker haben Humor. Sie können über sich selbst lachen, nehmen ihre Schwächen an und spielen nicht Theater, bleiben gelassen, sagen zu Ängsten, Wut, Enttäuschungen, Traurigkeiten, Sünden ja, die den göttlichen Kern nicht berühren.

 

In der Kontemplation konzentriere ich mich auf etwas, um von Gedanken, Außenwahrnehmungen frei zu werden, was sehr schwer ist. Der Kampf mit dem fast unersättlichen Ich ist das Fegefeuer des Mystikers, das in Depressionen führen kann. Das Ich muss den dominierenden Status verlieren, um zum göttlichen Selbst zu kommen. Der Sinn ist dass ich den göttlichen Kern in mir erahne. Das Ausgegrenzte, Unterdrückte meldet sich Verletzungen kommen hoch, Süchte, Gewohnheiten, Dummheiten werden bewusster erkannt, was weh tun kann. Wer Theater spielt, wer alles schlecht sieht, nur sich gut, kann krank werden. Die duale Sicht ist die Ursache von Kriegen, die im Kleinen beginnen.

Glück meint äußeres Wohlergehen. Nur, auch Leute, die alles haben, können unglücklich sein, und Kranke, Behinderte glücklich, wenn sie heil sind. Der Heile ist eins mit sich, mit Gott, den nichtabwendbaren Umständen, er lässt los, nimmt an, ob er gesund ist oder krank. So wird er weniger krank und kommt nicht so schnell an seine Grenzen.

 

Je mehr ich in der Einheit mit dem Ganzen lebe, desto größer ist meine Liebe, die ich ausstrahle, umso mehr verändere ich mich und ein stückweit meine Umgebung.

 

Durch Heiterkeit, durch Kunst und Dichtung können besser als durch abstrakte Worte Menschen zu sich kommen und Gott in ihr Bewusstsein holen.

 

Alle Religionen können Wege zur Erfahrung des Göttlichen sein. Keine hat den alleinigen Zugang zu ihm. Alles ist Gott. Er ist jenseits der Religionen.

 

Gott, wir Menschen und alles in der Schöpfung gehört zusammen wie ein goldener Ring. Gold und Ring sind zwar verschieden, können aber nur zusammen sich zeigen. Ohne den Ring kann sich das Gold nicht zeigen und ohne Gold ist der Ring nicht golden. Gott kann sich nur als Mensch oder als ein anderes Teil der Schöpfung offenbaren.

 

Zur Mystik gehören die Freude und die Liebe. Nicht zu ihr gehören außerordentliche Tugenden und Fähigkeiten, Visionen, Ekstasen, Zungenreden, Hellsehen.

 

Das Ziel einer Religion sollte sein, dass sie sich übersteigt, dass sie Rituale, Strukturen. Theologien, das Horizontale weniger wichtig nimmt und Gott als die Mitte des Ganzen darstellt. Eine Religion ist wie der Mond, der von der Sonne sein Licht hat. Wenn sich eine Religion verselbständigt und sich zwischen Gott und die Menschen schiebt, kann sie eine Gottesfinsternis verursachen. Sie kann den Weg weisen, eine Anlaufstelle auf dem Weg zu Gott sein, aber auch ein Hindernis.

 

Als Liebender achte ich den Anderen. Ich darf gar nicht wollen, dass er meint und glaubt wie ich. Wer einen Absolutheitsanspruch erhebt, wer meint, nur er habe die Wahrheit, wer Menschen an sich bindet, sich als Glücksbringer ausgibt, Macht ausübt, für geistige Dienste Geld will, ist ein Ich-, ein Weltmensch.

 

Ein Mystiker sucht nicht die Konfrontation mit einer Religion, einer Meinung, einer Philosophie, stellt sie aber in Frage. Er übersteigt eine angstmachende Frömmigkeit. Wer fest steht und vor seinen Oberen keine Angst hat, lässt sich nicht redogmatisieren.

 

Die Evolution ist der sich entfaltende Gott, der im Universum andauernd kommt und geht. Er offenbart sich im Baum als Baum, im Tier als Tier, im Mensch als Mensch. Er verbindet sich nicht mit den Wesen, er ist es. Allen Wesen gibt er die Form. Demnach sind alle Menschen Söhne und Töchter Gottes. Jesus machte die intensivste Einheitserfahrung mit dem „Vater“. In Hebr 2,11 heißt es: Er der heiligt und sie die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen.

 

Wenn mein Wesen göttlich ist, welches das Böse nicht erreichen kann, kann ich Kritik, Verleumdungen, Lob stehen lassen. Die Selbstsucht wird schwächer. Die Gottesgeburt im Menschen ist jenseits der Zeit, da Gott zeitlos ist. Demnach wird sie jetzt gelebt. Es gibt keinen künftigen Richter. Den Himmel, das Fegefeuer, die Hölle leben wir hier.

 

Leiden, Tod, das Böse, Sünde gehören wie die Freude, der Frieden zum Sein Gottes. In der Vollendung hören erstere, sowie Ängste, Schuldzuweisungen und die Gewalt auf.

Als böse wird hier gehalten, was dem Ich schadet. Je mehr ich das Ich zurück nehmen kann, umso weniger tut das Böse weh.

 

Glaube ich, dass mein Sein ewig ist, verliere ich die Angst vor dem Erlöschen des Ich. Das Ich sterben lassen braucht ein langes Üben. Krankheiten, Nöte, kommen dem entgegen. Leiden führen weiter, tiefer. Sie sind keine Strafe für Sünden.

Sünde ist Fixierung auf den Ego, Verweigerung der Liebe und der göttlichen Evolution.

 

Je weiter ich vorangeschritten bin, desto besser erkenne ich mein Wesen, verlasse das duale Denken, mache Einheitserfahrungen. Dann helfe ich anderen, nicht um ein Gebot zu erfüllen, nicht einer Belohnung wegen, sondern weil alles wesensgleich ist aus Liebe.

Der Kampf im Leben geht trotz dem weiter. Kriege und Naturkatastrophen hören nicht auf. Aber auch diese gehören zur Evolution. Ein Paradoxes. Mit dem Belastendem kann ich durch diese Brille gesehen dann viel besser umgehen.

 

Physiker und Biologen ahnen, dass es eine Wirklichkeit gibt, die sie mit ihrer Logik, dem analytischen Denken nicht erfassen können. Was messbar, nachprüfbar, logisch erfass-bar ist, ist der Bereich der Wissenschaften. Kulturen gründen in ihnen. Sie hoben Er-kenntnisse ans Licht, welche die Kirchen nicht annehmen konnten, weil sie noch zu sehr in den Strukturen des Mittelalters verhaftet waren. Wenn Kirchenobere und die Professoren glauben würden, dass alles im Wesen eins ist, wäre nie gestritten worden was sich um was dreht, woher wir Menschen kommen. Es ging um des Kaisers Bart.

 

Naturwissenschaftler sind der Mystik näher als die Dogmatik. Sie erkennen, dass der Verstand und auch die Vernunft die Wirklichkeit nur ansatzweise erfassen können. Max Planck sagte: „Wir müssen hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen, welcher der Urgrund der Materie ist. Nicht die sichtbare, vergängliche Materie ist die Wirklichkeit, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist.“

 

Die Materie kommt aus der Energie. Der Geist kann sich materialisieren. Damit haben wir einen Einfluss auf die Gesundheit und dass Wünsche Wirklichkeit werden können. Früher wurde gemeint, die Intelligenz leitet sich vom Gehirn ab, der Körper habe den Geist entwickelt. Die heutige Erkenntnis ist gegenteilig: Der Geist bewegt das Gehirn. Unsere Gedanken, Gefühle, Wünsche, materialisieren sich im Gehirn. Es legt sich in deren Zellen ein denkender Geist fest. Das zeigt sich im Immunsystem und im Placebo-Effekt. Gesundheit und Krankheit können demnach gesteuert werden, ausgenommen was die Erbanlagen und den Willen Gottes angeht.

 

Durch die Kontemplation werden Energien harmonisiert. Wir sind nicht Körper und Geist, wir sind geistige Energie und haben einen Körper. Ein alte Satz lautet: Wir Menschen sind Wesen, die spirituelle Erfahrungen machen. Der neue lautet: Wir sind geistige Wesen, die menschliche Erfahrungen machen. Als Geistwesen bin ich ein Teil im Universum, in der sich die Erste Wirklichkeit entfaltet. Ich bin eins mit ihr, göttlich, eingegrenzt in meine menschliche Form. Die Urwirklichkeit ist das universale, göttliche Sein. Ganzwerden ist die menschliche Bestimmung. Gott als universales, göttliches Sein glauben, ist der Lebenssinn.

 

 

 

Folgenden Text habe ich dem Buch: Der Himmel in dir, von Willigis Jäger, entnommen.

 

Monotone Laute beruhigen. Gedanken und Gefühle lösen Energien aus. Durch gute entsteht Harmonie, durch böse geschieht Trennung. So verändert sich etwas beim Einzelnen, in der Gesellschaft, in den Religionen.

Im positiven Außer-sich-Sein bin ich an das Göttliche angeschlossen. Heilende Energien wirken in der Umwelt durch bewusstes Atmen, Gebärden, stilles Sitzen, harmonische Klänge, nicht durch Denken, Worte, das Äußere. Ich bin dann ganz bei mir.

 

Zur Erfahrung des Einsseins mit Gott komme ich durch üben, üben, üben und dem „Wissen“, dass er arbeitet, geht, sitzt, nicht ich. So ist mein Leben ein stetes „Gebet“.

In der Kontemplation bindet sich der Geist an etwas (Bild, Atem, Wort) und bleibt längere Zeit dabei. Es kehrt Ruhe und Friede ein. Achtsam erlebe ich mich und die Umwelt.

 

Viele sind eingegrenzt durch falsche, verdrängte, mit Angst besetzte religiöse Vorstellungen und Glaubenssätze, durch das Ich zentriert sein, durch Moralvorschriften. Durch starke körperliche Anstrengung, ein Aha-Erlebnis kann ich diese etwas zur Seite rücken. Je mehr ich kontempliere, umso mehr komme ich zu Gott in mir.

Durch den Körper begegne ich Gott. Oft wurde dieser als Hindernis angesehen. Mit der Askese sollte dann der rebellische oder träge Esel gefügig gemacht werden.

 

Seelisches Empfinden kann ich meist im Gesicht und am Gang erkennen.

Gefühle sollen nicht unterdrückt werden, da sonst die Selbstentfaltung behindert wird und ein Leidensdruck entsteht.

 

Kulturell sind wir männlich geprägt: Dominanz der Logik, unterscheiden in gut und böse, sich durchsetzen, Konkurrenzdenken, Besitzen wollen, sich wichtig nehmen, ichbezogenes Verhalten. Die weiblichen Züge sind rudimentär: Offenheit, Vertrauen, Achtung, Hin-gabe, friedlich- und achtsam sein, Weisheit, Mitgefühl, zuhören, Kreativität. - Das Weibliche beachten, aus Gewohnheiten ausbrechen, das Ego loslassen, den Körper und den Geist ausreizen, viel in der Natur allein sein, in der Stille, was ist sein lassen, ist besser als Opfer bringen, spenden, dafür beten um in ein befreites Bewusstsein zu kommen. Ich brauche die Ursache nicht wissen, warum dieses und jenes so gekommen sind. Einst bekomme ich Antworten auf meine Warum Fragen. Ich werde erkennen: Es war alles gut.

 

Angesichts von Not, Ungerechtigkeiten, Eurojagd, Gewalttaten, Schmerzen, „Schicksals-schlägen“, Naturkatastrophen usw., könnte der Urheber dieser Schöpfung als Stümper angesehen werden. Dadurch kamen auch schon Viele zu dem Ergebnis, dass es keinen Gott gibt. Es wird verkannt, dass der Himmel trotz allem schon hier zum Teil ist, dass die Leiden einen Sinn haben.

Religionen machen Hoffnungen auf ein besseres Morgen, anstatt das Gute im Heute zu erkennen. Angelus Silesius schreibt: „Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir. Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“ Seine Liebe offenbart sich in allem Geschehen. „Gott tut im Heiligen selbst alles was der Heilige tut, Gott geht, steht, liegt, schläft, wacht, isst, trinkt, hat guten Mut“, meint er. Ein Sufi schreibt: „Wenn du dich mir stetig näherst und dies mit ganzer Hingabe tust, bis du eins wirst mit meiner Liebe, dann bin ich das Ohr, mit dem du hörst, das Auge mit dem du siehst, die Hand mit der du greifst, der Fuß mit dem du gehst.“

Gott ist Ursprung, Ziel, alles. Ich erfahre ihn in dem, was ich gerade tue, denke, auch wenn ich leide. Er zeigt sich auch verschleiert in der Logik, in den sog. „Gottesbeweis-sen“ des Thomas von Aquin und in gedanklichen Entwürfen, etwa: „Gott ist wie ...“. Was logisch, was vernünftig zu sein scheint, umfasst aber nur ansatzweise das Wesen des Unbegreiflichen. Er ist überall, auch im Holz das ich spalte, im Stein oder im Baum, im Wasser, das still dahin fließt, in den Melodien, im Lachen - und auch in den Tränen.

 

Der Geist führt Menschen über ihre Religion hinaus, die erkennen, dass durch das „Glaubenswissen“, durch Kult und Rituale die Wirklichkeit nicht ausgehoben werden kann. Vieles deutet darauf hin, dass die künftige Religion transkonfessionell ist. Dies ist nicht gegen eine Religion, deren Kult und Theologie, gegen Psychologien, Philosophien gesprochen. Diese Erkenntnis kommt aus der mystischen Erfahrung.

 

Wenn der gedachte oder geglaubte Gott Wirklichkeit wäre, müsste er sterben, wenn er nicht mehr gedacht, geglaubt würde. Er kann nicht gemacht und nicht getötet werden.

 

Die Mystik ist weder elitär, noch Weltflucht oder Weltverachtung, sie lebt das Leben wie es ist. Ihre Grundaussage ist: Ich bin göttliches Leben, das Mensch wurde, das sich in diese meine Form eingegrenzt hat, das sich als Geist materialisiert hat. Dies ist bei allen Wesen so. Im Kommen und Gehen, im Geborenwerden und im Sterben vollzieht sich Gott. Da Viele das nicht so sehen, hat das Ganze noch einen langen Weg vor sich, und Vieles muss noch unter Schmerzen geboren werden, das glaube ich. Ein Mensch, der offen ist und das erkennt, ist frühvollendet.

 

 

Der folgende Text enthält Gedanken von Willigis Jäger, die ich aus seinem Buch:   Suche nach dem Sinn des Lebens entnommen, verändert und ergänzt habe. Wiederholungen von seitherigen Texten kommen vor.

 

Trotz Joh. 17,21 gab es einen ontologischen Dualismus zwischen Gott und der Schöpfung in der christlichen Theologie. In ihr wird gegenständlich gedacht, der Verstand ist dominant. Die zugrundeliegende Wirklichkeit, das Geheimnis, wird zu wenig erahnt.

 

Ursünde ist, zu meinen, durch das Ich könnte ich wie Gott sein. Das Ich ist nicht eigen-ständig. Es ist ein Teil des Menschen, der sich bei uns kulturbedingt dominant gebärdet. Mystiker lassen los, was das Ich festhalten will. Nur ein starkes Ich kann loslassen. Das Sterben ist der Preis für das größere Leben. Wer loslässt, stirbt leichter.

Die Menschwerdung und der Tod sind die wichtigsten Ereignisse dieses Lebens.

Durch die vorpersonale Erfahrung erlebe ich hier Begrenztheit, Einsamkeit, auch Traurigkeit. Die Folge ist Angst, Sehnsucht, Verzweiflung, bis hin zum Selbstmord.

 

Der Wirklichkeit kann ich auf die Spur kommen,

a)     indem ich über Gott und die Welt nachdenke, was in der Philosophie, Metaphysik, Theologie geschieht,

b)    über die Religionen mit deren Kult, Riten, Sakramenten, Schriften, Symbolen,

c)     durch die Kontemplation. Durch sie werde ich für die Transzendenz offen. Ich liebe bewusst alles und sage: alles ist gut wie es ist. Ich versuche, auch andere aus der Enge des Ichs zu befeien, wenn sie das erkennen und wollen.

 

Als Person habe ich ein Ich, unterscheide in gut und böse, erkenne, dass das, was ich hier vorfinde, nicht alles sein kann. Einerseits verliebe ich mich in das Hiersein, zugleich zieht mich die Sehnsucht in das All-eins-Sein. Sie sucht den Frieden. Viele meinen, sie wird durch die Arbeit, im Nichtstun, in Geld und Besitz, in einer Partnerschaft, im geselliges Beisammensein, im Angesehensein, durch Vergnügen, Sex, Alkohol, Drogen ge-stillt. - . Allein die Liebe fügt zusammen. Nur, die Liebe ist oft mit dem Ego vermischt. Bei Vielen muss Gott herhalten, wenn ihre Sehnsucht nicht gestillt wird.

 

Herkömmlich wird Gott als mächtig und weise angesehen, für den gut ist, wenn ich die moralischen Vorgaben meiner Religion erfülle. Erfülle ich sie nicht, wird er mich bestra-fen, hier oder dort, da er alles sieht. Da Gott anders ist, verschwindet dieser „Gott“, wenn ich tiefer grabe. Bis ich den wahren Gott erahne, kann ich mir verloren und einsam vor-kommen, bis hin zu Depressionen. Eine Hilfe: Gottesbilder, Riten, Kult, Symbole über-denken, loslassen. Mystiker erleben das Sterben des Bisherigen als dunkle Nacht.

 

Ich erlebte schwierige Ordensschwestern, die täglich bei der Messe sind, Pfarrer, die täglich die Messe zelebrieren. Bei beiden merkte ich von Liebe kaum etwas. Ich dachte: Es muss doch mehr als dieses „Theater“ geben. So löste ich mich langsam von meinem strengen Katholischsein. - Ich litt ich erheblich im Alltagsgesoggse, jahrelang, durch die Wohnraumbeschaffung für sog. Obdachlose, sowie im Umgang mit diesen, mit vielen unzuverlässigen Menschen, mit mehreren Gerichtsverfahren. Über diesem Schliff konnte ich durch meine psychische und physische Stabilität stehen. Ich blieb gesund. In den Beichtstühlen kann ich bis zu acht Stunden aufmerksam bei den Menschen sein. Für die Predigten brauche ich kaum eine Vorbereitung. Das alles zusammen ist ein Geschenk, für das ich danke. Bei mir ist vieles in dunklen Nächten gestorben und geboren. Künftig möchte ich mehr kontemplieren. Wer weiß, was ich noch „anstellen“ werde. Sich verändern, Neues anpacken, zieht sich wie ein roter Faden durch meine Leben. Ich habe viermal den Beruf gewechselt, über 30 mal den Ort und jetzt im Ruhestand begab ich mich etwas in die Künste der Handwerker hinein. Oft kommt es anders als geplant. Zum Spaß sage ich gelegentlich: Ich lade Euch zu meinem goldenen Priesterjubiläum ein. Ich wäre dann 95, im Jahr 2037. Dabei bin ich jeden Tag bereit, heute zu sterben.

Während der Schulzeit ging ich täglich zur Messe. Auch im Jugendalter war die Sonntagsmesse und die Nachmittagsandacht die Regel, auch noch der Rosenkranz abends. Wenn Ablässe zu „gewinnen“ waren, durch die den „Armen Seelen“ zeitliche Sünden-strafen erlassen wurden, dachte ich, je mehr umso besser. Ich wusste nicht, dass es Vordenker gab, die viele Jahrhunderte vorher schrieben, wie z. B. Angelus Silesius : „Wer Gott um Gaben bitt, der ist gar Übel dran. Er betet das Geschöpf und nicht den Schöpfer an“, oder Eckhart: „Du erniedrigst den unendlichen Gott zur melkenden Kuh, die man um der Milch und des Käses willen schätzt.“

Den „alten Gott“, für den ich etwas leisten muss, damit er mich behütet, der mir gibt, um was ich bete, der mich drüben mit dem Himmel beschenkt, wenn ich die Ge- und Verbote meiner Religion gehalten habe und mich mit der Hölle bestraft, falls ich das nicht tat, gibt es noch. Bei Vielen ist er gestorben, auch bei mir. Ebenso der, der mit Gebeten und guten Werken gefüttert werden will, damit er mir gibt, was ich will. Dieses anerzogene Gottesbild hatte ich als Pfarrer viel zu sehr.

 

Als Menschen haben wir Materie, das Wesen ist Geist. Dem folgt: Erfahre ich Gott in mir, verändere ich mich, die Menschen um mich, die Gesellschaft. Ich schließe mich an das Kraftfeld Gottes an und leite seine Energie in meine Umgebung. Tun das Viele, ver-ändert sich das Bewusstsein einer Gesellschaft. So hat mein Sitzen in der Stille einen Sinn für die Gesellschaft, wie Riten, Zeremonien, der Kult.

 

Im mystischen Bewusstsein ist alles wie es ist. Wäre etwas gut oder schlecht, gäbe es ein Mehr oder Weniger. Ich wünsche, dass viele diese Erfahrung machen. Dieses Bewusstsein weitet sich heute schneller als früher aus. Die Religionen meinten, mit ihren Theologien, Gebeten, ihrem Kult, können sie Gott ereichen und nach ihrem Willen umstimmen. Teerstegen schreibt: „Ein Gott, den ich begreifen kann, ist kein Gott.“

Er ist überall verborgen gegenwärtig: in der Natur, in jedem Menschen. Einen begrenz-ten Gott gibt es nicht. Bilder, Glaubenssätze, Vorstellungen grenzen ihn ein.

 

Der Mystiker verachtet die böse Welt, die „bösen“ Menschen nicht, da er liebt. Er nimmt alles wie es ist und sieht Gott in allem, auch in sich. Er ist mit sich und anderen geduldig, da er weiß, dass Umprägungen lange dauern und schmerzlich sind. Er packt an, wo Not ist, körperlich und geistig. Wenn ich mich eins mit allen sehe, teile ich Freude und Leid mit anderen und habe Mitgefühl. Dann kann ich auch die kirchlichen, gesellschaftlichen, politischen und sozialen Zustände leichter annehmen, oder ich habe den Mut und die Energie, ihnen ein Nein entgegen zu setzen.

 

Als Christ sollte ich Jesus nachfolgen. Das heißt, mich in den Christus heute zu verwandeln. Der „Vater“ führte auch ihn in die tiefste Trockenheit, als er sprach: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Auch in ihr ihm gleich werden, was sehr weh tun kann, ist die Voraussetzung für die „Auferstehung“. Jesus war eins mit dem Vater. Wie sich das Göttliche in Jesus entfaltete, soll es auch bei mir sein, über das Loslassen, das Mitgefühl

 

Mein Lebenssinn ist, mich täglich 24 Stunden mit ihm eins zu wissen. Dadurch stirbt der Scheinsinn, dann lasse ich, was im Alltag kommt, wie es ist, lebe achtsam im Jetzt, will nichts, werte nicht. Gedanken und Gefühle lasse ich fließen und habe viel Geduld mit mir. Dies ist der steile, steinige Weg zur Bergspitze, auf der ich den Sonnenaufgang erleben darf, nach langen dunklen Nächten.

 

Der Bewusstseinswandel von immer mehr Menschen auf das Göttliche hin ist ein Zeichen, dass die Evolution vorwärts geht. Alte Glaubenssätze, Frömmigkeitsübungen, Gewohnheiten werden dabei von ihnen immer mehr als sinnlos empfunden.

 

Am Anfang des Wandels stehen die Frage nach dem Sinn und die Suche nach der Wirklichkeit. Die innere Trockenheit, die Einsamkeit und die Macht der religiösen Oberschicht können strapazieren. Wenn mir das Alte immer weniger bedeutet und das Neue noch nicht greifbar ist, bin ich im Tief. Das kann weh tun und wie eine Depression aussehen. Es ist aber eine geistige Reinigung. Je mehr ich im Loslassen und Annehmen geübt bin, umso schmerzfreier kann die Zerstörung des Alten, der Ich-Illusion sein. Gut ist, wenn ich Menschen begegne, die das verstehen, weil sie es selber durchlebt haben.

Wie gut das Leid für die Bewusstseinsentwicklung sein kann, zeigen Berichte von KZ-Häftlingen, die in der Verzweiflung tiefes Glück erfahren haben, und dass Opfer Tätern in extremen Situationen verzeihen können.

 

Je mehr ich das Ich zurücknehme, desto mehr verblassen Stolz, Angst, Hass Gier, desto mehr freue ich mich an der Harmonie, desto weniger sortiere ich nach gut und böse, umso mehr nehme ich das Jetzt wie es ist.

 

Jesus beschreibt das göttliche Bewusstsein in Mt 5 f mit den Bildern von den Vögeln am Himmel und den Lilien auf dem Feld. So gelassen, meint er, sollen wir leben.

 

Die göttliche Kraft schafft die Harmonie im Universum, wozu das Kommen und Gehen gehört. Je mehr ich diese Harmonie erfahre, desto mehr stehe ich über dieser korrupten Welt, den Egoisten, der Ungerechtigkeit, umso leichter kann ich unabwendbares Leiden annehmen, desto stärker ist mein Glaube, dass schon hier anfanghaft, und einst, außer Raum, Zeit, Materie, dem Ich, alles vollendet sein wird, wo nur Ruhe, Friede, Liebe ist.

Die Kirchen pochen auf das „Glaubenswissen“ und verkennen, dass Wissen weniger ist als Weisheit. Auch die Vernunft kommt aus dem Wachbewusstsein.

Einfache Leute können für die Intuition offener sein als Hochintelligente. Sie wissen um das Geheimnis.

 

Als Erleuchteter empfinde ich deutlicher die Todesgefahr der Menschen, das Leiden aller Wesen, habe aber eine angstfreie Deutung, durch die Gewissheit, dass das Leben nicht stirbt. Je mehr ich in IHM eins bin, desto weniger tun die Ablehnungen, Verleumdungen, materielle, finanzielle Verluste, das Gesoggse im Alltag und schmerzende Gefühle weh.

 

Der Unrat in der Psyche offenbart sich in den Emotionen. Diese sind unkontrollierbare, affektgeladene Ausbrüche aus dem Ich-Bereich. Sie enthalten eine Botschaft des Unterbewussten. Psychische Leiden können nur verwandelt werden, wenn das Unter-drückte sich befreien kann, durch das Außer-sich-Sein, durch das Zulassen von Wut, Ängsten, Zweifeln und Verzweiflung, auch durch unmoralische Handlungen, bei denen ich mich wundere, dass ich einst „anständiger“ Mensch nun so denken, fühlen, handeln kann und ich als Mystiker Vieles nicht mehr der Kategorie „Sünde“ zuordne.

 

Zu oft wird eine Not harmonisiert durch Vergnügungen, Arbeit, Rauschmittel, Sex. Nöte kommen aus Blockierungen, die mir anerzogen wurden, oder wenn ich mich Autoritäten oder Gurus unterworfen habe, wenn ich mir Bußwerke auferlegt habe die ich kaum erfüllen kann um zu sühnen, oder mich als braver Mensch darstellen wollte, um anerkannt zu werden. Besser als Emotionen unterdrücken, als Theaterspielen ist, das Gute tun, ja oder nein sagen, sich annehmen, Dummheiten zugeben, sich entschuldigen.

Im Außer-sich-Sein wird Festgefahrenes erschüttert. In der Freude, wie in der Trauer und in der Wut wird eine Kraft frei, die heilend sein kann. Wenn ich zu jeder Situation und Stimmung sage: das ist so, ohne zu werten, bin ich in der Kontemplation. Als Theaterspieler bin ich in der Gefahr krank zu werden.

 

Wenn ich alles besser weiß, mich nur lobe und gelobt werden will, jede Schuld von mir weise und Schuldzuweisungen mache, bin ich in der Schule der Weisheit ein Erstklässler, auch wenn ich hochintelligent wäre und viele Fähigkeiten hätte. Je ungehinderter ich das Göttliche in mir wirken lasse, umso weniger Emotionen habe ich. Dann bin ich in der Liebe, die sich im Nichtwerten, im Wohlwollen, der Barmherzigkeit, im Mitfühlen, in der Achtung anderer, der Selbsterkenntnis und -achtung zeigt. Werde ich trotzdem mal zornig, dann deshalb, weil sich etwas gegen die Wahrheit, die Gerechtigkeit richtet.

 

Der Weg zur Wirklichkeit geht immer durch Dunkel und Schmerz. Dabei erkenne ich, dass in meinem Unterbewusstsein manches zum entmisten ist. Das geschieht durch das Loslassen, was mit Demut zu tun hat. Der Demütige kann über sich und das Gesoggse eher lachen als der Stolze und sich auch entschuldigen. Ich-Schwache tun sich schwer-er als Ich-Starke. Jeder macht Dummheiten und so manchen holt das „Schicksal“ irgend-wo ein. Ich kann leiden, oder mit einer Priese Humor von oben herunterlachen.

 

Nach dem Höhlengleichnis des Plato sehen die Gefangenen nur Schatten und meinen, sie sind die Wirklichkeit. Würde ein Aufgestiegener hinuntersteigen, um den Anderen zu sagen, dass oben das Wahre ist und die Schatten täuschen, würden sie ihn für verrückt halten. Wie wenn sie wüssten, dass die Freiheit auch eine größere Verantwortung mit sich bringt. Die Gefangenen leben gemütlicher, leiden aber, da sie kaum wissen, was das Ganze soll. Viele geben sich mit dem Gefangensein zufrieden und meinen, dass es das kleinere Übel sei. Andere befreien sich, gehen durch die Hölle nach oben, ins Licht. Dann erkennen sie, dass die Schatten Täuschungen waren. - Schatten sind auch Bilder für das Böse. Sie können in guten Tagen überspielt werden. Bewusst Lebende verdrängen sie nicht. Wenn sie das Göttliche erkennen, kämpfen sie weniger und tun Gutes.

 

Jeder hat Schatten. Wir haben hier nicht das Paradies. Der Demütige sagt: Auch bei mir gibt es das ... und das .... Der Stolze spricht: Ich bin ja ein so anständiger Mensch, das passt überhaupt nicht zu mir und meinem Stand, und täuscht andere. Der Krug wird zerbrechen, und der scheinbar Fromme liegt auf der Nase. Enttäuscht fragt er: Wie konnte mir der oder die oder der da oben das antun? Dass er das als Theaterspieler verursacht hat, wird zu wenig erkannt. Gewöhnlich werden sie krank, da der Körper um die Lüge weiß. - Anderseits kann niemand kann seine Talente, Träume, Wünsche ganz ausleben.

 

Schwarzmaler wälzen sich im Schlamm und ziehen Leichtgläubige mit hinein. In Frieden kann ich eher kommen, wenn ich mich um die richtige Selbsterkenntnis bemühe, mich nehme, wie ich bin, mit meinen „Dämonen.“ Ich-Starke können diesem Paroli bieten und so persönlich wachsen. Ich-Schwache bleiben eher in der Gefangenschaft. Kain und Abel sind in mir. Gegenpole in mir lösen sich nur sehr langsam auf.

 

Wenn Gott ganz ist und alles gut, muss auch das Böse gut sein. Törichte meinen, wenn das Glück ausbleibt, sind die Anderen schuld, oder Gott. Schmerzen sind der Preis für das Erwachen in die Wirklichkeit, für die, die erkennen, dass sie einen Sinn haben und deshalb nicht so sehr gegen sie kämpfen. Die Nadelstiche im Alltag, Schmerzen und Behinderungen deute ich als Geburtswehen in eine umfassendere Wirklichkeit.

 

Wir mussten aus dem vorpersonalen Sein, dem Paradies heraus, in diese Schöpfung, in der es das rationale, dualistische Bewusstsein gibt. Das ist das Gesetz der Evolution. Vielleicht, damit wir zeigen können, wer wir sind, um uns zu bewähren. Ohne mich wäre diese Welt wie sie ist. Da ich bin, zu dieser Zeit, an diesem Ort, hat das einen Sinn.

Dieses Leben ist wie eine Bergwanderung. Oben ist das Ganze. Unterwegs kann ich mich an vielem Schönen erfreuen und am Steilhang Ängste haben und leiden.

 

Gott entfaltet sich in der Schöpfung, was auch sein Wille angesehen werden kann. Dieser sich zeigt in der Ordnung und im Chaos. Wer ihn durch Hass, Gier, Neid ignoriert, lebt entwicklungshemmend. So kann ich Heil und Unheil schaffen. Was ich säe, werde ich ernten, hier und dort. Nichts geht verloren. Wenn ich Gutes denke, spreche, tue, bin ich heil, vielleicht glücklich. Im Negativen ist es ebenso. Wie körperliche Geschicklich-keit, das Können und Wissen Training braucht, so ist es auch im Geistigen.

 

Durch Grenzerfahrungen, besonders in Todesnähe, kann ich Erkenntnisse bekommen, die mir andernfalls versagt blieben.

 

Zum Himmel hier gehört, dass ich nicht an meiner Schuld hänge, mir verzeihe, nicht neidisch auf andere bin und meine, ich sei zu kurz gekommen, dass ich weiß wer ich bin.

 

Nichtabwendbare Leiden sind ein Mittel zum schnelleren Reifen, keine Strafe. Sie können das Reifen behindern, wenn ich gegen sie kämpfe. Freiwillige Bußleistungen braucht es nicht. Fragt mich jemand bei der Beichte nach der Buße, antworte ich: Ihre Buße ist, sich und Ihr Leben anzunehmen, wie Sie sind, wie es ist, oder: Zählen Sie das Gute zusammen, das in Ihnen ist, was sie gut gemacht haben.

Kann ich mir verzeihen, kann ich anderen leichter verzeihen. Dann werde ich froher.

Schädige ich andere und die Schöpfung, schädige ich mich, da wir eines Wesens sind.

Wenn ich Gott in mir wirken lasse und lebe, was der Begriff Liebe mein, lebe ich Seinen Willen und habe den Frieden. Dann versuche ich anzunehmen was kommt, wie es ist.

 

Die Sehnsucht kennt das vorpersonale Sein. Heimweh hat, wer die Heimat kennt.

Das Leben hier ist eine immerwährende Suche nach dem ergänzenden Teil. Positiv ist der Kitt, die Liebe, die eint. Meine Energie brauche ich nicht verschleudern, indem ich gegen die „Sünde“ kämpfe, wenn ich die Ge- und Verbote, die Vorgaben der Religionen nicht erfülle. Das Ich kann meinen, ich könne durch kluges Handeln glücklich werden. Mein Teil für meine „Erlösung“ ist die Öffnung für das Göttliche.

 

Wenn ich Gutes tue oder bete, damit ich für das Böse nicht bestraft werde, oder ich und sonst jemand in den Himmel kommt, oder damit das Zusammenleben klappt, oder damit ich bekomme, was mir gut tut, ist egoistisch. Die Liebe ist selbstlos.

 

Was einschränkt, was Angst macht, kommt nicht von Gott. Er ist die Fülle, die Freude.

Handle ich widergöttlich, oder lasse ich mir etwas aufzwängen das ich nicht will, setze ich mich ins Gefängnis. Dann bin ich unglücklich und kann krank werden.

 

Wer mit der Hölle droht, ist für mich total lieblos. Wer liebt ist selbstloser, weiser, mitfühlender, toleranter. Er kann dem Ego leichter widerstehen. Viele leben oberflächlich in den Tag hinein, sind Materiefreunde, erkennen den Sinn kaum, sind ichbesetzt. Wer liebt ist gereift und an der Vergöttlichung des Universums beteiligt. Besser als gegen Böses zu kämpfen ist, Gutes ausstrahlen, denken, wünschen, tun. Wenn mir bewusst wird, dass jeder Mensch ein Teil im Ganzen ist, göttlich, ein Kind Gottes, geht das Miteinander besser. Dann achte ich den Anderen. Ich bin friedlicher und froher. Ichbezogen schädige ich mich selber. Siehe:1 Kor.13 f.

Die Wandlung der Gesellschaft kommt nicht durch Revolutionen, eher durch Sie und mich, wenn wir die Liebe wirken lassen.

 

Auch Nahtodesberichte sagen, dass die Liebe dort und hier das Höchste ist. Meist überspielt die Geschäftigkeit eine Leere. Wer sich an Vergängliches hängt, lebt verkehrt. Wohl darf ich die Dinge gebrauchen und mich an ihnen freuen. Je mehr ich mit dem Vergänglichsein einverstanden bin, umso vollkommener bin ich. Der Tod ist der große Verwandler. Geborenwerden und Sterben ist das Leben. Der „Kluge“ sucht Sicherheiten im Vergänglichen durch Besitz, mit Versicherungen, auch bei seinem „Gott“, der ihn mit dem Himmel belohnt, wenn das Tauschgeschäft stimmig war, so meint der „Kluge“.

 

Was ich nicht ändern kann, muss ich annehmen. Ein Unterschied ist, ob ich in das was ist einwilligen kann, oder ob ich nur kämpfe. Eine Hilfe wäre, wenn ich glauben könnte, dass alles einen Sinn hat. Je mehr ich gelassen bin, um so weniger kämpfe ich und lebe wie die Blume. Sie blüht, weil sie blüht. So komme ich im Unglück eher zurecht.

 

Das Ziel erkennen Viele erst spät, da sie in „guten“ Tagen das Negative ausblenden können und zu wenig tief denken. Der Weg geht vom Paradies durch die

Menschwerdung, das Loslassen und Annehmen ins Ganze, das vor mir liegt und verborgen schon hier ist. Nur im Jetzt kann ich säen und wachsen. Drüben darf/muss ich ernten was hier reif wurde. Deshalb ist dieses Leben ernst zu nehmen.

 

Die Hölle, durch die Angst gemacht wurde/wird, gibt es im dualistischen Denken. Gott und Schöpfung, Gott und Teufel, gut und böse sind polar. Der Teufel wird zum Teil als Gegengott mit Gott auf eine Ebene gestellt. Auf ihn wurde alles Böse abgeschoben. Andere anklagen, die Schuld auf den Teufel schieben ist leichter, als sich fragen: „Wo ist meine Schuld, welche „Dämonen“ sind in mir?“ Diese können Machtmissbrauch, Unterdrückungen, Ausbeutungen, Unweltzerstörung, Gier und Eifersucht, Abtreibungen heißen. Nicht der Teufel warf die Atombombe, nicht er hat Juden vernichtet, Kreuzfahrer losgeschickt, Urvölker vertrieben, zwangsmissioniert, Sklaven gemacht, Scheiterhaufen angezündet, nicht er hat die Schuld an den Kleinkriegen in Familien und Arbeitsplätzen. Ego, Unrecht, Verblendung, Hass, Lügen in uns sind Ursachen von Leiden, von Kriegen.

 

Wir alle sind im Bösen wie im Guten miteinander verwoben. Gemütlicher wäre es, wenn die „Erbsünde“ durch die Taufe gelöscht würde und Friede wäre.

 

Langsam, stetig mehr, erfährt sich die Menschheit als Ganzes. Gefördert wird die Einheit durch die Erkenntnis, dass das Freund-Feind-Denken, der Nationalismus, der religiöse Fanatismus, die Gewalt, der Ego wider den Frieden, die Harmonie, die Freude am Leben sind. Die Sehnsucht und das Leid drängen, nach dem Sinn, dem Mehr, nach Gott zu fragen. Wissenschaftler sagen an ihren Grenzen: Es muss mehr geben. Einige mach-ten die Entdeckung, dass die Materie des ganzen Universums verdichteter Geist ist. So sind sie der Mystik näher als viele Theologen, denen mystisches Denken fremd ist.

 

Die Mystik stört, da Mystiker die Forschung der Theologen nicht brauchen. Zu oft wurde, wer sich nicht festnageln ließ, getötet. Der „reine“ Glauben wurde in den 2000 Jahren über Millionen Leichen verteidigt, ein Paradox!! Im Studium habe ich das nicht erkannt und es wurde davon auch nichts gesagt. Demnach sind Kirchengeschichtsprofessoren kluge Diplomaten. Wenn heute irgendwo Christen verfolgt werden, ist das ein Unrecht. Den Kirchenoberen sollte dadurch bewusst werden, was geschah.

Trotz dem lässt sich Gott nicht hindern sich zu entfalten. Die Schöpfung ist sein Werk, auch wenn vieles chaotisch aussieht. Auch das Böse steht in seinem Dienst. ER ist der Ursprung, das Ziel, das Ganze. Nur wenn ich das so sehe, erkenne ich in meinem Leben einen Sinn. D e r Lichtblick am Horizont ist, dass ich in der mystischen Erfahrung die Wirklichkeit erkenne, die heißt: Im Ganzen ist alles eins.

 

Ansprachen von Willigis Jäger, gekürzt

Rituale sind Gesten, Gegenstände, Töne, die heilmachend wirken. Es geht nicht um rationales Erfassen. Ein Gegenstand steht für das Göttliche. z. B. das Brot. Alles ist göttlich. Wenn Worte, Gesten, Töne, Bewegungen oft wiederholt werden, können sie eine Wirklichkeit öffnen, die dahinter steht.

Durch Symbole sollte die Kluft zwischen der Materie, der Ratio und dem Geheimnis überwunden werden. Kult und Riten sind Rückbindungen des Menschen an Gott. Taufe z. B. heißt: ich bin aus Gott geboren.

Was in biblischen Geschichten als historisch geschehen geschildert wird, kann auch eine Symbolsprache sein, durch Bilder aus der Natur, die wir verstehen können, die eine Wirklichkeit andeuten, wo Worte fehlen. Jesus sprach auch durch Bilder aus der Natur.

 

Der inneren Stimme folgen, aus Sicherheiten, Vertrautem aussteigen, um zur eigenen Wahrheit zu kommen, ist Voraussetzung, um mit sich identisch leben zu können. Wer das nicht tut, wird krank.

Auch wenn das was ich tue von anderen als unrecht, als unmoralisch beurteilt wird, ich muss mir treu bleiben, um im Frieden zu sein, um gesund zu bleiben. Dazu kann zählen: eine Scheidung und auch Wiederheirat, ein Klosteraustritt und wenn ein Pfarrer sein Amt aufgibt, das Zusammenleben von Homosexuellen. Die Abtreibung halte ich immer für eine Fehlentscheidung, da sie der Mutter eine Wunde zufügt, die fast nicht heilt. Immer eine falsche Entscheidung ist die zum Selbstmord. Dem Selbstmörder und seinen Angehörigen spreche ich keine Schuld zu.

 

Es gibt in uns einen „Ort“, wo Gott wohnt, wo das Ego nicht hinkommt, auch nicht bei Kriegsverbrechern und Mördern. Den Zugang zu ihm haben diese leider zubetoniert. Zu diesem Ort komme ich durch Geschehenlassen, Loslassen, Barmherzigkeit, Hingabe. Das sind weibliche Eigenschaften. Maria ist das Symbol dafür. Sie hat ihr Ich losgelöst-sen und zum Unbegreiflichen ja gesagt. So konnte in ihr auch die geistige Gottesgeburt geschehen, wie in mir. Das Warten, das Annehmen ist schwer zu ertragen.

 

Zu Mk 13,24f: Mit meinem Wachbewusstsein schwimme ich wie in einem Aquarium und meine, dass an der Glaswand das Ende der Welt sei. Sünde ist, nicht durch die Scheibe zu blicken. Die Dummheiten werden als Sünde angesehen. Im höheren Bewusstsein, oder durch den Tod wird das Ganze erfahren. Die Sterne die fallen, ist das Unwesentliche. Die Sonne meines überbetonten Ichs wird sich verdunkeln. Zuvor gibt es Ängste, Nöte, gesellschaftliche Umwälzungen, Kriege, Naturkatastrophen. Der historische Jesus kommt nicht mehr. Es erscheint das wahre Wesen, die Liebe. Der neue Himmel, die neue Erde sind glückliche Zustände, schon hier - und drüben vollendet.

Das Göttliche ist mir am nächsten, wenn ich verzweifelt bin und meine, ich sei von allen „guten Geistern“ verlassen. Trauer, Not, Depressionen, Krankheiten, Leiden können heilend sein, wie eine bittere Medizin. Der Tod ist das letzte Tief. Dann gehe ich in die Liebe, in den Frieden ein.

Ursünde ist, wenn ich nicht mehr weiß, dass ich ein Kind Gottes bin. Umkehr ist, wenn

ich mich an mein göttliches Wesen wieder binde.

Als Sohn Gottes, als Bruder des Christus, trachte ich nicht nach Ehre oder einer Belohnung, sondern nach der wahren Erkenntnis. Christus ist der Erstgeborene unter Brüdern

     Der kosmische Christus zeigt sich in den Milliarden Formen der Schöpfung. Wie sich Gott in Jesus zeigte, so in allem. Die Schöpfung ist nicht Gott, hat aber das gleiche Wesen. Ich bin Sohn/Tochter Gottes ( Röm 8,14). Ich werde Christus gleich, wenn sich das Göttliche in mir entwickeln kann. Folge ich Jesus nach, werde ich eins mit Christus.

 

Zu Mk 3,31f: Die Jünger Jesu/Gottes befreien sich von Bindungen, die sie hindern, die gottgewollte Einmaligkeit zu sein. Es geht ihnen um Selbstwerdung, um sich intensiver auf Gott einzulassen.

Ich kann nur eine ganze Person sein, wenn ich auf eigenen Füßen stehe und meiner inneren Stimme folge. Dann kann ich in einer Gemeinschaft heilsam leben.

Das Verhältnis von Selbstsein und Zusammensein ist ein Balanceakt, in dem sich die Lebenskunst offenbart.

Stelle ich weltliche Bindungen über die geistigen, kann ich kein Jünger Jesu/Gottes sein. Mit sich eins sein, nicht anders leben als ich spreche oder schreibe, schützt vor körperlichen und geistigen Schäden.

Zur Liebe kann auch die Trennung gehören, vielleicht auch von einer früheren Gründen-scheidung. Das Übernatürliche will sich entfalten, wie es will. Das kann durch Brüche führen, die nicht geplant waren. Habe ich mich selbst gefunden, handle ich richtig, ungeachtet was jemand meint, auch wenn es gegen die allgemeingültige Norm wäre.

Die Mystik braucht keinen Mittler. Sie erkennt den Einen. Meine Aufgabe ist, in IHN zu erwachen. Ich kann mich dafür bereiten, durch längeres, aufmerksames Sitzen, im Loslassen von Symbolen, Bildern, Gedanken, Wünschen, Gewohnheiten.

 

Zu Joh 7,37: Das Wasser, von dem Jesus spricht, ist das Symbol für das göttliche Sein, Durst für die Sehnsucht. Wer meint, dass das Weltliche genügt, dürstet, da er das Wasser nicht kennt. Daraus folgt, dass es nicht genügt, einem Armen nur Brot zu geben oder eine Wohnung. Die Sinnfrage will eine Antwort. Nur das „Wasser“ kann sie geben.

Auch Religionen können im Sozialen, in Strukturen, in der Moral hängen bleiben. Wenn ich Gott in allem erkenne, wird der „Durst“ weniger.

Die Weisheit führt in die Harmonie mit dem Urgrund. Sie führt in die Erfahrung einer Wirklichkeit, aus der alle Religionen kommen.

Die Weisheit kann warten, annehmen, loslassen. Sie ist der Ganzheit sehr nahe. Den weiblichen Eigenschaften ist sie näher als den männlichen, da diese umfassender und schöpferischer sind, näher am Willen Gottes.

Weisheit ist nicht Intelligenz. Gebote und Verbote sind männlich. Autoritäten drohen mit Strafen, falls diese nicht befolgt werden.

Der Weise sucht die Einheit. Er denkt weniger analytisch. Er manipuliert und herrscht nicht, er ist freundlich, ruhig, gelassen, tolerant, hat Ordnung, lässt sein, wie es ist.

 

Zu Mk 9,2: Zu oft übersehe ich, dass mein Leben, dass diese Welt, auch das Leid „Tabor“ ist. Ich kann mich üben, wenn ich in mir, in anderen, der Natur, den Geschehnis-sen das Gute und Schöne herausfiltere.

Die Heiligen sind nicht heilig, weil sie willentlich heroische Taten vollbrachten und moralische Vorbilder waren. Sie wurden heilig, weil sie wussten, dass ihr Wesen Gott ist und dessen Wirken sie nicht behindert haben. Deshalb mussten sie lieben.

Das Göttliche kann auch das Christusbewusstsein genannt werden. Christus ist das Symbol für mein transpersonales, göttliches Sein. Dahin komme ich, wenn ich Gesetz-es Frömmigkeiten und Strukturen verlasse und weiblichen Eigenschaften zur Entfaltung verhelfe. Ein Empfangender, Hörender, kann erahnen, was die Wirklichkeit ist.

 

Die Klugheit spricht zur Seele: „Dein Suchen nach dem Ewigen ist nur eine Kompensation unerfüllter Wünsche. Deine Sehnsucht greift nach Unvergänglichem. Sie kommt aus Enttäuschungen, Verlassenheitsgefühlen. Weil du die Unsicherheit des Daseins nicht aushältst, flüchtest du dich in eine falsche Geborgenheit“.

Der Verstand wirft ihrer Unwissenheit vor. „Nur nach mir kannst du dein Leben ausrichten, auch religiös. Du hast keine Maßstäbe für deine Erfahrung. Du bist mutig, wenn du dich auf eine innere Sicherheit verlässt, die es nicht gibt“.

Der Wille sagt, dass er für den Weg zu Gott zuständig sei. Mit Bemühen und Energie sei die Heimkehr zu erreichen.

Die Seele antwortet: „Was ihr da sagt stimmt von eurer Logik aus gesehen. Ihr alle aber seid auf dem Ego-Trip, wenn ihr meint, das Heil könnt ihr mit Wohlverhalten, Methoden, Einhalten von Geboten machen. Euch geht es nur um das alte Ich, das seine Macht nicht abgeben will“.

Das Alte will nicht wahrhaben, dass durch Ruhe, Aufmerksamkeit, Innenschau, Empfänglichkeit unser wahres Wesen, das göttliche, erfahren werden kann, da auch in den Religionen das Machen maßgebend ist und nach deren Werteordnung ein dementsprechendes Handeln unter Androhung jenseitiger Strafen gefordert wird, ungeachtet, was jemand empfindet und glaubt.

 

Weisheitstexte von Willigis Jäger, Jahrbuch 2011, gekürzt und verändert

Hab Mut, durch alle Biegungen und Windungen deines Lebenslabyrinths zu gehen! Es sind Wege der Wandlung, hin zu deinem wahren Menschsein.

Das Unendliche leuchtet im Endlichen auf. Als Mensch bin ich Träger des Unvergänglichen im Vergänglichen.

Das Größte, das ich einem Menschen geben kann ist, ihn sehen, hören, verstehen, ihn lieben.

Achtsamkeit ist der Ausgangspunkt und das Herz aller spirituellen Wege.

Wenn ich bereit bin, die Vorstellungen davon, wie mein Leben sein sollte aufgebe und was ist annehme, entfaltet sich meine Wahrheit.

Das Ziel der Mystik ist die Erfahrung des Göttlichen in jeder Begegnung, bei jeder Arbeit, in allem.

Kontemplation und Aktion sind die beiden Aspekte der einen Wirklichkeit.

Der wirkliche Prüfstein auf dem spirituellen Weg scheint mir die Fähigkeit zu sein, mit Emotionen umgehen und sich mit Verletzungen aussöhnen zu können. Je mehr ich Zugang zu meinem Wesen finde, je mehr ich mich der Liebe öffne, umso weniger berühren mich die Stürme des Lebens.

Mein Weg ist ein Reifungs- und Ganzwerdungsprozess. Wenn ich ihn mit Vertrauen und Hingabe gehe, erfahren ich den göttlichen Urgrund, der mein Wesen ist.

Die Liebe ist der Ursprung aller Formen. Aus ihr kommt und in ihr verbindet sich alles. Die Liebe ist wie der Baum, der viele Äste und Blätter treibt, die alle zusammen gehören.

Scheitern ist eine Grunderfahrung des Menschen. Es gibt keine letzte Sicherheit. Ich bleibe ein Suchender. Das Scheitern ist ein Hinweis, dass mein Leben anders weiter gehen soll. Es liegt an mir, ob ich festhalte oder loslasse. Die Liebe überwindet die Angst vor dem Loslassen und führt in die Freiheit.

Das Alter bietet mir die letzte Möglichkeit zur menschlichen Reife. Die Freuden und Schwierigkeiten, auch die Leiden wollen mir helfen, zu meinem Wesen zu finden, das göttlich ist. Sie verändern das Leben. Jeder Tag ist ein Angebot zu wachsen, alles in Liebe zu umarmen. Was ich am Ende in den Händen habe, sind nicht meine Leistungen. Ich werde mir die Frage stellen: wie war´s mit der Liebe? Wer liebt steht in Ehrfurcht vor allen Lebewesen und Dingen, denn alles ist von Grund auf heilig.

Zur Reife gehören das Loslassen und das Ja zum Sterben. Der Tod bedeutet das Ablegen der Form, in der ich lebe, nicht das Ende des Lebens. Er ist das Tor in die Heimat, der große Verwandler.

Das Unbegrenzte kann ich nie begreifen. Ich kann nur staunend erkennen: Ich bin die Manifestation einer Wirklichkeit, die sich in meiner Gestalt ausdrückt.

Mein Ich ist im Kampf mit der Vergänglichkeit verstrickt. Ich suche nach Sicherheit, bei anderen Menschen, in der Arbeit, in der Anhäufung von Reichtum, durch Versicherung-gen. Ich kann mich in die Betriebsamkeit stürzen. Doch all dies erweist sich am Ende als unwesentlich. Das einzig Beständige ist die unablässige Verwandlung.

Die Kontemplation verändert mich. Sie macht gelassener und toleranter in den täglichen Herausforderungen. Ich erfahre, dass Freude und Leid mich bereichern.

Weisheit, Selbstlosigkeit, ethisches Verhalten erwachsen aus meinem Wandlungsprozess. Sie öffnen mein Bewusstsein über das Ichbewusstsein hinaus und schenken mir eine Sinndeutung des Lebens.

Das Eine ist meine Natur und die aller Wesen, der Urgrund aller Dinge. Es ist zeitlos unwandelbar, und zugleich entfaltet es sich in der Zeit.

     Falls Sie mit dem Werk von Willigis Jäger Kontakt aufnehmen wollen: Benediktushof, Klosterstraße10, 97292 Holzkirchen, Tel. 09369-98380.

www.benediktushof-holzkirchen.de   kurse@benediktushof-holzkirchen.de

 

Nach dieser nicht ganz leichte Kost für Ungeübte, nun

Ein guter (witziger) Schluss

 

Bei der Erschaffung der Welt, so schrieben die Gebrüder Grimm, habe der Herrgott allen Kreaturen auch ihre Lebenszeit zugemessen.

Der Esel bekam 30 Jahre. Der wollte aber der schweren Arbeit und der schlechten Behandlung wegen, dass es weniger wären. Der Herrgott willigte ein und nahm ihm 18 Jahre ab.

Auch der Hund sollte 30 Jahre leben dürfen. Wie der Esel aber berief er sich auf sein hartes Los und bekam zwölf Jahre erlassen.

Als dritter meldete sich der Affe. Er meinte, dass er nicht 30 Jahre lang lustig sein und Späße machen könne. Unser Herr ermäßigte ihm seine Lebenszeit um zehn Jahre.

Schließlich kam der Mensch. Auch ihm waren 30 Jahre zugedacht Aber er war nicht zufrieden und wollte mehr. Da schenkte ihm unser Herrgott noch die 18 Jahre des Esels, und weil ihm die immer noch nicht genügten, gab er ihm auch die zwölf Jahre des Hundes und schließlich noch die zehn des Affen.

Deshalb lebt der Mensch 70 Jahre. Die ersten 30 sind seine menschlichen Jahre. Da ist er heiter und gesund, arbeitet mit Lust und Liebe und freut sich des Daseins. Dann kommen die Jahre des Esels. Da wird ihm Last um Last auferlegt, und er bekommt Tritte und Schläge. Darauf folgen die Hundejahre. In dieser Zeit wird er gebrechlich, die Zähne fallen ihm aus, er liegt die meiste Zeit auf der Bank und knurrt. Und wenn er dann die 60 überschritten hat, wird er affig und treibt allerlei alberne und närrische Dinge.....

 

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© Karlheinz Döring